Vaginismus
Per Definition versteht man unter Vaginismus eine nicht willentlich beeinflussbare Verkrampfung des PC-Muskels des Beckenbodens. Dadurch ist ein Eindringen in die Vagina nur unter Schmerzen möglich, in schweren Fällen sogar gänzlich unmöglich. Nun, wie kommt es dazu?
Woran liegt es, wenn die Vagina dicht macht?
Am besten wird es verständlich, wenn Du Dir anschaust, wie Dein Nervensystem funktioniert. Lass es mich an einem abstrakten Beispiel erklären:
Stelle Dir Dein Nervensystem als einen Computer vor. Es gibt ein Mailprogramm, das ständig neue Nachrichten aufnimmt: Da gibt es den – nennen wir ihn den Routine-Ordner. In dem landet vieles von dem, was Du im Alltag tust, was Du quasi im Schlaf kannst. Dann gibt es den Junk-Ordner. Dort landen alle Informationen, die nebensächlich und unwichtig sind. Weiter gibt es verschiedene Ordner für Dein Baby, Familie, Freunde, Hobbys und was Dich sonst noch in Deinem normalen Alltag begleitet. Hier landet (fast) alles, was Du so erlebst. Aber eben nur fast alles, denn einiges landet im „Jetzt-nicht-Ordner“.
Der „Jetzt-nicht-Ordner“ ist dazu da, alles, was Du gerade nicht zuordnen und ablegen kannst, aufzunehmen.
Stell Dir vor, Du hast einen Unfall. Jemand ist verletzt und braucht dringend Erste Hilfe. In dem Fall landen Deine Ängste und Unsicherheiten ohne Umwege im Jetzt-nicht-Ordner. Du fühlst nichts und bist imstande, Hilfe zu leisten und über Dich selbst hinaus zu wachsen. Erst wenn alles erledigt ist melden sich die Gefühle.
Es ist ein gesunder Selbstschutz, Dinge, die in dem Moment, in dem sie passieren, zu überwältigend sind, erst einmal zwischen zu speichern.
Auf die Art kannst Du sie hinterher bearbeiten und in Ruhe in die Ordner verschieben, in die sie eigentlich gehören. Aber es sind aber nicht nur die großen Katastrophen, die im Jetzt-nicht-Ordner eingehen. Auch viele scheinbare Kleinigkeiten im Alltag landen dort. Und so füllt sich der Ordner – Tag für Tag… Eigentlich praktisch, wenn es nicht kommen würde, wie es kommen muss: Irgendwann hast Du eine Warnmeldung auf dem Schirm: „Speicher fast voll. Bitte leeren Sie den Ordner.“
Wenn der Jetzt-nicht-Ordner von unserem Nervensystem fast voll ist, bekommen wir auch eine Fehlermeldung: Magenschmerzen, Schwindelgefühle, Schlafstörungen…
Die Möglichkeiten der Psyche, sich zu Wort zu melden scheinen schier unendlich.
Eine solche Warnmeldung kann Vaginismus sein. Wenn Deine Vagina dicht macht, macht sie Dich aufmerksam, dass Du etwas in Deiner Weiblichkeit noch nicht verarbeitet hast. Hier kommen viele Ursachen in Frage:
- Probleme in der Schwangerschaft
- eine traumatische Geburt
- der Verlust eines Kindes
- eine ruppige gynäkologische Untersuchung
- Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft
- Gewalterfahrung – sexueller Missbrauch
- ungelöste Probleme in der Partnerschaft
- mangelndes Selbstbewusstsein in der Sexualität
- Blockaden durch falsche Prägung/ Erziehung
- Schmerzen beim Sex in der Vergangenheit
- und vieles mehr
Viele Seiten im Internet suggerieren, dass Du Deine Vagina einfach nur feste dehnen musst. Schließlich passen ganze Babys hindurch. Ist doch ganz leicht – sagen die, die es nicht besser wissen.
Das Problem auf Dehnübungen zusammenzustreichen zu wollen ist keinesfalls zielführend!
Vielleicht findest Du alleine heraus, wie Du Dich wieder besser fühlen kannst. Möglicherweise brauchst Du dabei Hilfe. Eine Freundin, die Dir zuhört oder Du wendest Dich an eine Psychologin. Nicht, weil etwas mit Dir nicht stimmt, sondern weil Dein Nervensystem tiptop funktioniert: so, wie Dein Rechner, der Dir bei ungenügendem Speicherplatz eine Meldung auf den Monitor schickt.
Erst wenn Du Deine Probleme erkennst und annimmst – ob mit oder ohne fremde Hilfe – kannst Du den nächsten Schritt gehen und Dich achtsam und liebevoll Deinem PC-Muskel zuwenden.
In den meisten Fällen öffnet sich der Körper, wenn sich die Seele verstanden und angenommen fühlt.
Du wirst feststellen, dass Deine Vagina weicher wird, je behutsamer und verständnisvoller Du mit Deiner Seele umgehst.
Du kannst dem Vaginismus mutig entgegentreten und liebevoll Platz schaffen, für ein wunderbares Körpergefühl.